Den billigsten ETF finden? So geht´s !

Das ETF-Angebot ist riesig. Doch wie finden Anleger den preiswertesten ETF? Die von den ETF-Anbietern ausgewiesenen laufenden Kosten (TER) sind das offensichtlichste Vergleichskriterium. Doch Vorsicht: Die TER spiegelt nicht alle Kosten wider, die einem ETF-Anleger bei einem Investment entstehen. ETF-Profis berücksichtigen beim ETF-Kauf deshalb auch andere Kostenfaktoren – beispielsweise die Geld-Brief-Spanne, also den Abstand, zwischen den An- und Verkaufskursen der Market Maker.

Typischerweise liegt der Ankaufskurs der Händler unter dem tatsächlichen Wert (iNAV) des ETFs, der Verkaufskurs liegt dagegen darüber. Anleger zahlen also beim Kauf stets einen (mehr oder weniger hohen) Aufschlag auf den inneren Wert des ETFs (NAV), beim Verkauf müssen sie einen Abschlag hinnehmen. Je größer die Handelsspanne (der „Spread“), desto ungünstiger ist das natürlich für den Anleger. ETF-Anleger sollten also auf jeden Fall analysieren, mit welchen Spreads die jeweils in Frage kommenden ETFs gehandelt werden.

Je öfter ein Anleger ETFs kauft, desto wichtiger ist ein niedriger Spread. Doch selbst langfristig engagierte Investoren behalten die Handelskosten besser im Blick. Schließlich kann schon ein Spread von 0,50 Prozentpunkten eine Verdoppelung der effektiven Gesamtkosten bedeuten: Zu der Gesamtkostenquote von meist 20 bis 50 Basispunkten kommen dann ebenso hohe oder noch höhere Handelskosten.

Einige ETFs haben besonders niedrige Spreads

Die Höhe des Spreads hängt vor allem von zwei Faktoren ab: Liquidität und Handelszeit. ETFs werden zwar wie Aktien an der Börse gehandelt, doch in Bezug auf ihre Preisfeststellung und auch bei der Liquidität sind andere Faktoren als im Aktienhandel bestimmend. So hängt etwa die Liquidität des ETF in erster Linie von der Liquidität des zu Grunde liegenden Marktes ab und weniger von den Handelsumsätzen des ETF.

Deshalb sind etwa ETFs auf den Euro-Stoxx-50-, den S&P-500- oder den japanischen Nikkei-Index ausgesprochen liquide, ETFs auf kleinere europäische Märkte oder einzelne Segmente des Rentenmarkts dagegen weniger. Teilweise sei sogar die Liquidität des ETF höher als die des jeweiligen Marktes, versichern die ETF-Anbieter. Dies könne der Fall sein, wenn der ETF an mehreren Börsen gehandelt wird und von zusätzlicher Liquidität durch Futures und andere Derivate für den jeweiligen Markt profitiert.

ETF-Profis achten darüber hinaus auch darauf, wie hoch das Anlagevermögen des ETFs ist. „Die Höhe der Assets ist ein guter Indikator für die Attraktivität und die Handelsliquidität des ETF. Je höher die Assets, desto liquider ist in der Regel der Handel bei diesem Fonds“, erklärt Markus Kaiser, Manager der Starcapital ETF-Dachfonds. Im Grunde ist diese Beobachtung nicht überraschend. Schließlich liegt die Vermutung nahe, dass in liquide Basismärkte eben auch häufiger über ETFs investiert wird und allein schon deshalb das Vermögen der entsprechenden Fonds größer ist.

Big is beautiful – auch bei ETFs

Darüber hinaus locken jedoch ETFs mit wachsendem Fondsvolumen auch immer mehr Market-Maker an, die für diesen Fonds An- und Verkaufspreise stellen wollen. Je mehr Market-Maker sich um Orders bemühen, desto besser seien in der Regel die von ihnen gestellten Preise, weiß Kaiser. „Nach unseren Erfahrungen garantiert eine große Anzahl von Market-Makern meist eine gute Ausführungsqualität der Orders und faire Preise“, berichtet der ETF-Profi.

Eine empirische Analyse von Crossflow Financial Advisors, ein auf ETFs spezialisierter Broker, bestätigt Kaisers Erfahrungen. So zeigt sich laut Crossflow relativ eindeutig, dass die von den Market-Makern für einen ETF gestellten An- und Verkaufspreise umso enger beieinanderliegen, je höher das Vermögen des ETF ist. Bei ETFs mit mehr als einer Milliarde Euro Vermögen liegen laut Crossflow die Spreads regelmäßig unter 0,25 Prozent des Ordervolumens.

Bei ETFs mit weniger als 100 Millionen Euro unter Verwaltung seien dagegen mindestens doppelt so hohe Spreads die Regel. Auch in Bezug auf die Anzahl der Market-Maker bestätigt Crossflow Kaisers Beobachtungen: Je mehr Market-Maker, desto niedriger die Spreads. Doch nicht nur der intensivere Wettbewerb der Händler sorgt bei ETFs für enge Preisspannen.

Vor allem die großen Börsen werden auch gut mit Terminkontrakten oder anderen Derivaten abgedeckt. Damit können die ETF-Market-Maker leicht notwendige Gegenpositionen aufbauen und so ihr Risiko absichern. Fehlen solche Möglichkeiten, satteln die Händler stattdessen einen Sicherheitsaufschlag auf ihre Preise drauf.