ETF-Innovationen: Aufklärung nötig 

Ein Kommentar von Uli Kühn, Chefredakteur ETF Magazin


Wer als Finanzjournalist auf ETFs spezialisiert ist, lebt in einer schönen Welt: Der ETF-Markt wächst seit Jahren mit Raten von 20 Prozent, immer mehr Investoren interessieren sich für die preiswerten Fonds, ständig erscheinen neue Anbieter und Produkte auf der Bildfläche. Für Journalisten gibt es in diesem Umfeld viel zu berichten und jede Menge spannende Themen. Umso mehr, als die neuen ETFs oft auf vergleichsweise komplexen Indizes beruhen, die es zu verstehen und den Lesern zu erklären gilt.

Der erste ETF an der deutschen Börse basierte auf dem Euro-Stoxx-50-Index. Damals, im April 2000, war der Fonds ein revolutionäres Angebot. Aus heutiger Sicht ist er ein eher schlichtes Produkt. Jetzt aufgelegte ETFs bilden entweder nicht ganz einfach zu erreichende Märkte oder Nischen ab, etwa chinesische Börsen, Roboter-Aktien oder globale Wandelanleihen oder sie beruhen auf ausgefeilten Algorithmen, wie beispielsweise die neuen Risikoprämien-Indizes. Das sind spannende Produkte – auch wenn sich Anleger vor überzogenen Erwartungen hüten sollten, wie Professor Rolf Tilmes im neuen ETF Magazin erläutert.


Eine etwas skeptische Betrachtung ist sicher angebracht. Ich meine allerdings, zumindest Profi-Anleger dürfen auch dankbar sein für die Kreativität und Innovationsfreude der ETF-Anbieter. Etwas anders sieht es bei Privatanlegern aus, einer Gruppe, die bislang eher selten in ETFs investiert. Jetzt wollen die Fondsgesellschaften auch diese Investoren von den Vorzügen der ETF überzeugen. Doch dazu müssen sie noch viel Aufklärungsarbeit leisten. Wie bisher vor allem auf  die Medien als Erklärer zu vertrauen – das wird nicht reichen.